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Unterdes war das Wasser ins Sieden geraten, und Hühnchen
brachte aus der größeren Tüte fünf Eier zum Vorschein, die zu kochen
er nun mit großem Geschick unter Beihilfe seiner Taschenuhr unternahm.
Nachdem er sodann frisches Wasser für den Tee aufgesetzt und ein
mächtiges Brot herbeigeholt hatte, setzte er sich mit dem Ausdruck der
höchsten Befriedigung zu mir in ein benachbartes Tal des Sofas, und
die Abendmahlzeit begann.
Als mein Freund das erste Ei verzehrt hatte, nahm er ein zweites
und betrachtete es nachdenklich. „Sieh mal, so ein Ei," sagte er, „es
enthält ein ganzes Huhn, es braucht nur ausgebrütet zu werden. Und
wenn dies groß ist, da legt es wieder Eier, aus denen nochmals Hühner
werden, und so fort, Generationen über Generationen. Ich sehe sie ver
mir, zahllose Scharen, die den Erdball bevölkern. Nun nehme ich dies
Ei, und mit einem Schluck sind sie vernichtet! Sieh mal, das nenne ich
schlampampen!"
Und so schlampampten wir und tranken Tee dazu. Ein kleines,
sonderbares, gelbes Ei blieb übrig, denn zwei in fünf geht nicht aus,
und wir beschlossen, es zu teilen. „Es kommt vor," sagte mein Freund,
indem er das Ei geschickt mit der Messerschneide ringsum anklopfte, um
es durchzuschneiden, „es kommt vor, daß zuweilen ganz seltene Exemplare
unter die gewöhnlichen Eier geraten. Die Fasanen legen so kleine, gelbe;
ich glaube wahrhaftig, dies ist ein Fasanenei, ich hatte früher eins in
meiner Sammlung, das sah gerade so aus."
Er löste seine Hälfte sorgfältig aus der Schale und schlürfte sie
bedächtig hinunter. Dann lehnte er sich zurück, und mit halbgeschlossenen
Augen flüsterte er unter dem Schmunzeln eines Feinschmeckers: „Lukullisch!"
Nach dem Essen stellte sich eine Fatalität heraus. Es war zwar
Tabak vorhanden, denn die spitze, blaue Tüte, die Hühnchen vorhin ein-
gekauft hatte, enthielt für zehn Pfennig dieses köstlichen Krautes, aber
mein guter Freund besaß nur eine einzige invalide Pfeife, deren Mundstück
bereits bis auf den letzten Knopf weggebraucht war, und deren Kops,
weil er sich viel zu klein für die Schwammdose erwies, die unverbesser-
liche Unart besaß, plötzlich herumzuschießen und die Beinkleider mit einem
Funkenregen zu bestteuen.
„Diese Schwierigkeit ist leicht zu lösen," sagte Hühnchen, „hier habe
ich den Don Quijote; der eine raucht, der andere liest vor, ein Kapitel
ums andere. Du als Gast bekommst die Pfeife zuerst, so ist alles in
Ordnung."
Dann, während ich die Pfeife stopfte und er nachdenklich den Rest
seines Tees schlürfte, kam ihm ein neuer Gedanke.
„Es ist etwas Großes," sagte er, „wenn man bedenkt, daß, damit
ich hier in aller Ruhe meinen Tee schlürfen und du deine Pfeife rauchen
kannst, der fleißige Chinese in jenem fernen Lande für uns pflanzt und
der Neger für uns unter der Tropensonne arbeitet. Ja, das nicht allein,
die großen Dampfer durchbrausen für uns in Sturm und Wogenschwäü
den mächtigen Ozean, und die Karawanen ziehen durch die brennende
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se plötzlich oberjaul? Wat soll draus wer'n? Woll'n Se mir bei vich
jefälligst ansenandernavieren?"
„Ich meine, Ihnen schon deutlich erklärt zu haben, daß ich die ge»
lieferte Arbeit, soweit sie nicht bereits eingebaut ist, nicht abnehme, und
da ich das Vertrauen verloren habe, daß die weitere Arbeit meinen
Wünschen entspricht, unseren Vertrag für ausgelöst erachte."
„Un mein Holz? Un meine Werkstatt?"
„Herr Kern, das geht mich nichts an, wenn Sie Ihre Kräfte und
Ihr Können augenscheinlich überschätzt haben. Ich bin Geschäftsmann und
muß mich nach meiner Decke strecken. Wenn Sie glauben, daß Ihnen
Unrecht geschieht, steht Ihnen ja der Weg nach dem Gericht offen. Nun
habe ich aber wirklich keine Zeit mehr. Adieu!" Und ehe der Alte es
sich versah, klappte ihm die Tür vor der Nase zu.
Der Meister war allein. Einen Augenblick schien es, als wolle er
dem Bauunternehmer nachstürzen, er hob den Arm — dann sank die ge»
ballte Hand langsam herab, die ruhigere Überlegung kehrte zurück. „So'v
Schuft!" ries er und schüttelte sich. „Ruinieren will mir die Kanalje!
Na warte — noch jibt et Jesetze. Wir woll'n doch mal sehn, wer recht
kriegt: ick oder du!"
* *
*
Es war still geworden in der Werkstatt Kottbusser Damm Nr. 11. Der
Gasmotor polterte und prustete nicht mehr, das Kreischen der Sägen war
verstummt. Auf dem mächtigen Haufen Holz, der noch ans dem Hose
lag, saßen die Spatzen, und zwischen einem Stoß halbbcarbeiteter Bretter,
der an der Wand lehnte, hatte gar ein Schwalbenpaar sein Nest gebaut.
Die Gesellen waren entlassen, und der Meister mochte die Tür zur Werk-
statt gar nicht mehr ausschließen. Wozu auch? Arbeit gab's ja doch
nicht drinnen, und ärgern konnte er sich auch draußen genug; er brauchte
nur in das vergrämte Gesicht von Muttern zu sehen, dann stieg's gallen-
bitter empor und schnürte ihm die Kehle zusammen.
Meister Kern war mehr auf den Beinen als vorher in seinem ganzen
übrigen Leben, die Wanderjahre mit einbegriffen. Bald galt es, mit dem
Rechtsanwalt zu sprechen, der seinen Prozeß mit Wiesling führte, bald
mußte er selbst aufs Gericht, mit dem Holzhändler zu unterhandeln oder
von den Maschinenfabrikanten Aufschub oder Nachsicht erbetteln. Aber
wenn er auch nichts zu tun hatte, daheim litt es ihn darum doch nicht
Ruhelos wanderte er durch die Straßen, und dann und wann ertappte er
sich dabei, daß er plötzlich in einer Destille stand mit dem Schnapsglas
in der Hand. Dann schüttelte er sich wohl selbst, stülpte hastig den Hut
aus und stürzte aus der Kneipe — aber am nächsten Tage zwang's ihn
doch wieder hinein. Und abends, wenn er nach Hause kam und Mutter
ihm Vorwürfe machte, hielt er sich die Ohren fest zu oder zog die Bett-
decke hoch über den Kopf — aber schlafen konnte er doch nicht. Und
die Alte tat auch stundenlang kein Auge zu, und so lagen sie und
stöhnten leise, und keiner tat, als höre er den anderen.
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28
scheinen. Lange war es ihm, als könnte er über ein Brett nicht
in den Schlamm hinunterkommen. Endlich wich das Hinder-
nis, und er sank nun bis über die Ohren in die weiche, schwarze
Masse. Eine Weile war es ihm wohl darin; aber durch eine
rasche Wendung bedeckte er auch sein ganzes Gesicht, Mund
und Nase damit und war nun dem Ersticken nahe.
Darüber erwachte Andreas und lag mitten in einem Back-
trog, wie ihn hierzulande die Wirte haben, die ihr Brot für
Kirchweihen, Hochzeiten usw. selbst backen. Denn während
er sich in seinem lebhaften Traum bemühte, über das Brett in
den Balsam der Schweine hinunterzukommen, wich der Deckel
des Troges allmählich, schnappte dann auf und ließ den
Träumer mit seinem Wanderbündel in den gärenden Semmel-
teig hinabgleiten.
Als Andreas seine Badewanne mit wachenden Augen sah,
war er wohl mit einem Sprunge wieder heraus. Aber was nun
anfangen? Hätte er Lärm geschlagen, so würde der Zorn des
Wirtes, dem er sein Hochzeitsbrot verdorben hatte, und der
Spott der Fuhrleute, Dienstboten und Kinder haufenweise über
ihn gekommen sein. Er beschloß also, wie der Iltis aus dem
Taubenschlag ohne Abschied davon zu gehen, schüttelte sich,
daß die Teigflocken weit umherflogen, nahm Hut, Stock und
Wanderbündel und ging durch das Fenster wieder hin, woher
er gekommen war. Dabei lief er, was er nur konnte, um noch
vor Tagesanbruch zu seiner Mutter heim zu gelangen, und
schwitzte unter seinem Überzug wie ein Schinken, der in Teig
gewickelt in einem Backofen liegt.
Seine Mutter hatte indessen auch wenig geschlafen. Denn
ihre zuversichtliche Hoffnung auf die baldige Wiederkunft ihres
Sohnes war doch etwas gewichen. Sie trat schon, als der Morgen
graute, unter die Haustür und sah den Wiesengrund hinauf,
der fast bis an den Mönchswald vor ihr lag. Und es währte
nicht lange, so erkannte sie in dem wandelnden Teige ihren
Andreas. Ob sie bei seinem Empfange mehr Freude oder mehr
Erstaunen zeigte, war nicht zu unterscheiden. Andreas hielt
sich am wenigsten bei dieser Untersuchung auf, sondern schlüpfte
der Nachbarn wegen so schnell als möglich unter Dach. Eine
Stunde darauf, nachdem er sich von seiner Salbe gewaschen
und in sein Hausgewand geworfen hatte, saß er schon wieder
auf seinem alten Kappen und flickte die Schuhe, die tags zuvor
gebracht worden waren, als wäre zwischen gestern und heute
nichts Besonderes vorgefallen. Fort begehrte er nicht mein,
sondern suchte sich nach dem Willen seiner Mutter eine Ge-
hilfin, die um ihn sei, und hielt eine große Hochzeit.
Etliche Tage zuvor erinnerte er sich an den Hochzeitsteig,
den er auf seiner Beise nach Amerika verdorben hatte, und
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Extrahierte Personennamen: Andreas Andreas Andreas Andreas
76
Der Verwalter war wieder der Ansicht, daß man die halbe
Anappenschaft entlassen müßte, wenn man aus den Trotz und Hader
dieser Gesellen Rücksicht haben wollte.
blieb Dzzotti in Eisenerz. Wohl mied er das Wirtshaus
zum Roten Hahn, das freilich auch der Peter Oberdörfer seit jenem
Streite nicht mehr betreten hatte. Und doch kam der Tag. —
Wegen Auflassung einer Partie in den oberen Bergwerken
wurden mehrere Anappen versetzt. So kam auch Peter in einen
neuen Stollen, und er arbeitete jetzt im Hubertusstollen, der durch
mehrere Schachte gekreuzt wurde. Er war mit seinem Terrain noch
ziemlich unbekannt und hatte darauf zu achten, daß er sich in den
zahllosen Gängen und Höhlungen zurechtfinde. Wenn er einmal
die Haue einen Augenblick ruhen ließ und nichts die schwüle Lust
und die kleine Flamme in der Grubenlampe bewegte, da konnte er
aus dem Nebenstollen das Pochen und Scharren der Aameraden
vernehmen.
In einer solchen Ruhepause war es, als den Schacht, der
seinen Stollen kreuzte, das bekannte Holzgestell, der Schrägen, nieder-
gebaumelt kam, auf welchem ein einziger Wann stand. Der hielt
das Grubenlicht an seiner Brust, und seiner gleichgültigen Wiens
war es nicht anzumerken, daß er in die grauenhafte, sticklusterfüllte
Tiefe fahre, in welcher zu arbeiten sich manch andrer weigerte.
Peter, der, von dem andern nicht bemerkt, in seiner Nische un-
beweglich stand, hatte den Wann sofort erkannt. Doch kein „Glück
auf!" rief er ihm zu, sondern er drückte sich an das Gezacke der
Erzwand. Auf dem niederfahrenden Schrägen stand sein Todfeind,
der Italiener. Aber noch bevor sich Peter recht bewußt werden
konnte, daß hier eine Gelegenheit gekommen, den Welschen zum
Aampf zu fordern und sich zu rächen, versank der Schrägen auch
schon in der Tiefe, nur daß er ihm nachmurmelte: Noch ist es nicht
finster, mein lieber Dzzotti!
Das Seil, an dem der Senkschragen hing, schien sich kaum zu
bewegen, nur daß es mitunter, durch die schwere Last, die es trug,
stramm gespannt, ein wenig surrte, so oft der Schrägen bei seinem
Niederwärtsschweben an einen Wandbalken prallen mochte.
Dieses Seil, das ist ja sein Lebenssaden! fiel es dem Peter
plötzlich ein. Wenn ich es jetzt durchhaue, da fährt er in den Grund
hinab und zerschellt. Ich schlage mich eilends in den anderen Stollen
hinüber, und nichts kommt auf. Ein altes Seil kann morsch werden
und von selber brechen. Es kann auch ein scharfes Holz oder Ge-
zacke streifen und so entzweigeschnitten werden. Der Bergmann
steht ja immer mit einem Fuß im Grabe — das müssen wohl auch
die alten Römer schon gewußt haben, mein lieber Dzzotti!
Diese Gedanken waren dem Anappen durch den Aops geschossen,
wie Eulen und Fledermäuse über das Dorf schwirren, wenn es
dunkel wird.
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Extrahierte Personennamen: Peter_Oberdörfer Peter Peter Peter Peter Bergmann
146
zu haben glaubte , setzte er sich in den Kopf, seine Patientin unter
die Haube zu bringen. 1769 meldete er das erste Aufgebot beim
Standesamt seines Bezirks an, das zweite und dritte folgten bald
hernach.
Mittellos, wie die Verlobten von Haus aus waren, blieb unserem
jungen Arzte jedoch nichts anderes übrig, als nun auch deren Aus-
stattung zu übernehmen. Weil er ohne eigenes Vermögen war, mußte
er die Hilfe eines Freundes hierzu in Anspruch nehmen, die dieser
ihm auch in reichem Maße leistete. Sie bauten für das junge Paar
ein eignes großartiges Gebäude, und 1775 wurde die Hochzeit darin
gefeiert.
Ihre Sprößlinge zählen heute nach Hunderttausenden. Mit sehr
wenigen Ausnahmen sind sie die wohlerzogensten, fleißigsten und
willigsten Geschöpfe. Sie kennen keine Ruhe bei Tag und Nacht
und sind wahre Muster von Fügsamkeit und Genügsamkeit. Einige
bleiben jahrelang auf einem Flecke stehen oder liegen, ja lassen sich
sogar an die Wand hängen, ohne bei ihrer schweren Arbeit viel zu
murren oder zu knurren. Andere laufen schneller als der Wind die
weitesten Strecken hin und her und finden mit ihren feurigen Augen
selbst bei stockfinsterer Nacht sicher ihren Weg. Daß sie stolpern,
gehört zu den größten Seltenheiten. Noch andere sind die reinen
Wassernixen, denen es ein leichtes ist, nicht bloß über Flüsse und
Seen, sondern selbst über Ozeane zu schwimmen, ohne daß ihnen ein
einziges Mal die Puste ausgeht. Von der Mutter erbten die Nach-
kommen die graziöse Beweglichkeit, von dem Vater die Arbeitslust
und Fügsamkeit, zugleich aber auch das schonungslose Verfahren gegen
alles das, was ihnen zu nahe tritt ..."
Mit einem feurigen Hoch schloß Dr. Engel seinen Trinkspruch.
A. Schroot.
70. Die Kunst und die Maschine.
Die Zukunft unserer Industrie hängt zu einem guten Teil
von der Kunst ab, die unseren Produkten Wert gibt, und die
tiefsten Bewegungen des Kunstempfindens in der Gegenwart
sind in ihrer Eigenart bestimmt oder mitbestimmt von der
Maschine.
Immer trat die Kunst in Zeiten hervor, wo der Wohlstand
im Wachsen war. Auch bei uns wächst die Menge der Kunst-
gegenstände und Kunstdarbietungen mit dem finanziellen Auf-
schwung. Es muß eben Geld da sein! Solange die Yölker
nur fragen müssen: Was werden wir essen, womit werden wir
uns kleiden ? können sie in Kunst wenig tun. Kunst sitzt
gern am Feuer der Herren, die etwas haben. So saß sie um
die Fürsten herum, auf den Sesseln, die den Bischof umgaben,
bei den großen und kleinen Aristokraten der alten Tage bis
TM Hauptwörter (50): [T5: [Haus Tag Kind Hand Herr Tisch Mann Fenster Wagen Pferd], T7: [Erde Luft Sonne Wasser Himmel Berg Tag Licht Wolke Nacht], T45: [Zeit Mensch Leben Kunst Sprache Wissenschaft Natur Wort Geist Lehrer]]
TM Hauptwörter (100): [T94: [Herr Tag Haus Kind Brot Geld Leute Mensch Hund Mann], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T77: [Baum Nacht Himmel Wald Tag Gott Kind Vogel Sonne Blume], T68: [Gericht Recht Richter König Strafe Gesetz Urteil Sache Person Verbrechen], T4: [Handel Land Industrie Stadt Verkehr Gewerbe Ackerbau Viehzucht Deutschland Zeit]]
TM Hauptwörter (200): [T196: [Tisch Tag König Hand Wein Herr Haus Gast Abend Frau], T175: [Mensch Leben Natur Körper Seele Tier Thiere Arbeit Erde Pflanze], T166: [Mann Volk Sitte Zeit Geist Tapferkeit Wesen Leben Sinn Charakter], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch], T131: [Licht Erde Sonne Körper Auge Himmel Bild Gegenstand Luft Wolke]]
82
Hermann Schumacher
schleunigung des Wachstums beim einzelnen Tier. Es reift jetzt schneller zum
vollen Gewicht, so daß mehr Schlachtungen beiin gleicheil Bestände vor-
kommen. Ganz besonders ist es geglückt, beiin Schweine frühreife Zuchten
heranzubilden. Mit wenigen Ausnahmen erneuert sich innerhalb eines
Wahres der gairze Schweinebestand. *90- bis *9** sind bei einer Zunahme
der Bevölkerung um *0 % die Schweineschlachtungen um % und die
Rinderschlachtungen um *3 % angewachsen.
So ist durch das Zusammeilwirken vieler Momente die Fleischver-
sorgung Deutschlands im ganzen im *9. Jahrhundert auf etwa das Acht-
einhalbfache gesteigert wordeil. voll dieser Steigerung entfallen drei viertel
auf die vier Jahrzehnte seit *86 * und die volle Hälfte auf die kurze Frist
von *892 bis *900.
Zugleich mit dieser großen quantitativeil Änderung ist eine qualitative
Hand in Haild gegangen. Im verbrauch unseres Volkes hat sich das
Verhältnis der Fleischarten zueinander verschoben. Das Schweinefleisch,
das durch besonders hohen Nährstoffgehalt sich auszeichnet und geringere
Kochverluste hat als das Rindfleisch, ist iilnerhalb eines Jahrhunderts voil
etwa ein viertel auf fast zwei Drittel gestiegen, das Rindfleisch ist ent-
sprechend in seinem Anteile gesunken und das Schaffleisch ist bedeutungslos
geworden. Zugleich damit ist unter Mitwirkung der Molkereigenossen-
schaften, von denen es 9 ^2 in Preußen 3360 gab, sowie der vielen Kontroll-
vereine, welche die Fütterung der Rühe und die Milch nach wissenschaft-
lichen Grundsätzen genau überwachen, die Erzeugung voll Milch gewaltig
gesteigert worden. Im Jahre *906, in dein die deutsche Steinkohlenerzeugung
deil wert von *22- Millionen Mark hatte, hat die Milchproduktion nach einer
Berechnung des deutscheil Landwirtschaftsrats in ihreiii Gesamtwerte die
erstaunliche Höhe von 26<*2 Millionen Mark erreicht.
Diese günstige Entwicklung der Viehzucht in fast alleil ihren Zweigen
hat es ermöglicht, den verbrauch tierischer Nahrungsmittel auch aus den
Kops der Bevölkerung außerordentlich zu steigern. Der Fleischverbrauch
hat iil Deutschland ilach der vorsichtigen Berechnung Eßlens auf den Kopf
der Bevölkerung betragen:
*8*6 .... *3,6 kg
*883 .... 29,3
*907 .... -*6,2 „
Dailach ist in welliger als einem Jahrhundert eine Steigerung auf das
3,Hfache eingetreten. Das Kaiserliche Gesundheitsamt hat sogar auf Gruild
der ileueil Schlachtstatistik den verbrauch für *9** auf 56 kg auf den Kopf
der Bevölkeruilg beziffert, aber diese Ziffer dürfte zu hoch bemesseil sein,
da ihrer Berechnuilg ein zu großes Durchschnittsgewicht der Schlachttiere
zugrunde gelegt fein dürfte. Auch lassen sich Bedenken gegeil die folgeilde
Tabelle über deil Fleischverbrauch auf den Kopf der Bevölkerung erhebeil,
die König im zweiteil Bande feines bekannten Werkes über die Nahrungs-
nlittel anführt:
TM Hauptwörter (50): [T39: [Jahr Million Geld Mark Arbeiter Arbeit Zeit Summe Staat Thaler], T29: [Handel Industrie Land Ackerbau Fabrik Stadt Deutschland Mill Viehzucht Gewerbe], T4: [Reich Zeit Staat Volk Deutschland Jahrhundert Land Macht deutsch Geschichte]]
TM Hauptwörter (100): [T61: [Mill Staat Deutschland Reich Europa deutsch Million Land England Einwohner], T36: [Million Mark Jahr Geld Thaler Mill Summe Wert Gulden Pfund], T92: [Mensch Leben Natur Arbeit Zeit Ding Geist Welt Art Seele], T79: [Wein Zucker Baumwolle Kaffee Getreide Tabak Fleisch Holz Wolle Handel], T84: [Vogel Tier Eier Fisch Mensch Hund Nahrung Thiere Insekt Art]]
TM Hauptwörter (200): [T78: [Mill Staat Million Deutschland Reich Europa Einwohner Land Jahr deutsch], T114: [Fleisch Milch Brot Pferd Butter Käse Stück Wein Schwein Getreide], T52: [Arbeiter Arbeit Zeit Betrieb Jahr Fabrik Maschine Staat Preis Kapital], T42: [Vogel Nest Junge Eier Schnabel Storch Taube Flügel Fuchs Frosch]]
Extrahierte Personennamen: Hermann_Schumacher
Extrahierte Ortsnamen: Deutschlands Haild Deutschland Dailach